Aktuelle Video-Bilder aus dem KZ Außenlager Ellrich Juliushütte.

Heute vor 71 Jahren wurde in der thüringischen Kleinstadt Ellrich am Rand des Harzes ein trauriges Kapitel beendet. Das KZ Außenlager Ellrich Juliushütte wurde aufgelöst. Leider kam es nicht zur Befreiung der Häftlinge, stattdessen wurde das Konzentrationslager in den Tagen vom 4. bis zum 6. April 1945 geräumt und die Häftlinge auf andere KZ verteilt.

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KZ Ellrich-Juliushütte

Nur knapp ein Jahr bestand das KZ in Ellrich. Im April 1944 wurde das Lager mit der Beschlagnahmung von leerstehenden Gebäuden auf dem Gelände einer ehemaligen Gipsfabrik im Ortsteil Juliushütte gegründet.

Diese Lage war für die Interessen der SS und der Rüstungsindustrie geradezu perfekt. Der Bahnhof Ellrich und damit die Gleise befanden sich in unmittelbarer Nähe, ebenso die Gipsberge, auf die man es abgesehen hatten. In die Gipsberge sollten unterirdische Stollen getrieben werden, in denen u.a. Rüstungsgüter, wie die „Wunderwaffe V2“ (eine Rakete) hergestellt werden sollten, ohne daß die Produktion durch Bombenangriffe der Alliierten  gestört werden könnte.

Das Konzentrationslager Ellrich Juliushütte bzw. „Mittelbau II“ (wie es ab Juni 1944 genannt wurde) gehörte als Außenlager zum KZ Dora „Mittelbau“ in Nordhausen. Das KZ Dora gehörte wiederum zum KZ Buchenwald in Weimar.
Die im KZ Ellrich Juliushütte zusammengepferchten Häftlinge kamen größtenteils aus Rußland, Polen, Belgien und Frankreich.

4.000 Tote

Die Häftlinge im Lager, die bei den Bauvorhaben der SS-Führungsstäbe B 3a im Himmelberg als auch beim unterirdischen Stollenausbau im Kohnstein bei der Mittelwerk GmbH (B11 und B 12 bei Woffleben) schufteten, mußten unter unmenschlichen Bedingungen leben. Schwerstarbeit in 13-Stunden-Schichten, nicht ausreichender Schlaf, mangelnde Hygiene und unzureichende Verpflegung führten dazu, daß trotz der relativ kurzen Zeit, in der dieses Konzentrationslager bestand, über 4.000 Häftlinge ums Leben kamen. Unvorstellbar.

Ellrich gilt damit – neben Dora – als größter französischer Friedhof außerhalb Frankreichs.

Aktuelle Bilder aus dem KZ Ellrich Juliushütte

Heute sind von dem KZ Ellrich Juliushütte nur noch wenig Überreste zu finden. Ein Grund dafür ist die Tatsache, daß nach dem Krieg direkt durch das Lager die neue innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der BRD verlief.
Dieser neue Todesstreifen teilte nun das ehemalige todbringende Konzentrationslager. Eine wahrlich zynische Laune der Geschichte.

Wegen der Grenze wurden viele Gebäude in den 1950er Jahren geschleift. Deshalb gibt es heute nur einige wenige Überbleibsel des Lagers zu sehen.

Die auffälligsten Zeugen der Geschichte sind die Reste des alten Küchenblocks und der Appellplatz, auf dem die Häftlinge zum Teil stundenlang in der Kälte stehen mußten. Im folgenden Video sieht man den heutigen Zustand des Geländes.

Quelle: YouTube

Nach dem Fall der Mauer und damit auch der Grenze bei Ellrich war das Gebiet der Juliushütte nach Jahrzehnten erstmals wieder für die Ellricher Bevölkerung zugänglich.
Im Jahr 1993 wurde das Gelände des KZ Ellrich Juliushütte offiziell zum Gedenkort erklärt.

Auf dem ehemaligen Appellplatz wurde ein Gedenkstein für die ermordeten Menschen aufgestellt, gestiftet von der belgischen Stadt Leuven (dtsch. Löwen).

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