Der internationale Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse.

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Vor 26 Jahren lief ein Maifeiertag in weiten Teilen Deutschlands noch ganz anders ab. In der DDR wurde kein Maibaum aufgestellt, keine Walpurgisnacht gefeiert, nicht in den Mai getanzt oder Hexen vom Blocksberg vertrieben. Da hieß es am 1. Mai: Auf zur organisierten Demonstration!

Bereits Wochen vorher wurden in den Betrieben und Schulen alle Vorbereitungen getroffen. Es wurden die staatlich vorgegebenen und verordneten Parolen auf Plakate und Transparente gemalt, eigene Sprüche und Losungen waren nicht erlaubt, selbst wenn sie DDR-freundlich waren. Es wurden „Freiwillige“ zum Fahnentragen abgestellt und es wurden die Winkelemente, so hießen die kleinen DDR-Fähnchen im offiziellen DDR-Jargon, verteilt.

Am 1. Mai dann, der auch in der DDR ein arbeitsfreier Feiertag war, hieß es nicht ausschlafen, sondern frühmorgens Treffen zur großen und einzigen Demonstration im DDR-Jahreskalender. Es bestand Anwesenheitspflicht, wer nicht pünktlich zum Abmarsch erschien, hatte am nächsten Arbeitstag mit Konsequenzen zu rechnen. Für die, die rechtzeitig und gutgelaunt zur Mai-Demo aufliefen gab es teilweise sogar eine Geldprämie, inoffiziell Demo-Entschädigung genannt.

DDR-Fernsehen

Wie so eine Demonstration zum 1. Mai ablief, konnte man alljährlich im DDR-Fernsehen betrachten. Dann lief die ausführliche, stundenlange Live-Übertragung der Mai-Demo in Ost-Berlin.

Quelle: YouTube

Partei- und Staatschef Erich Honecker und seine Genossen ließen sich vom Volk feiern und nahmen im Stil von römischen Kaisern die Parade des Volkes ab.
Natürlich immer gut beschützt von der Staatssicherheit vorm eigenen Volk. Das zeigte das DDR-Fernsehen natürlich nicht. Nur wer genau hinschaut, sieht die vielen betont unauffälligen Herren auf und rund um die Tribüne.

26 Jahre später kann man sich gar nicht mehr vorstellen, daß man sich die trockenen und hohlen Reden tatsächlich angehört und dann fröhlich winkend am Parteiapparat vorbeigezogen ist.

Das Wichtigste war aber auch schon damals die Zeit nach der Demonstration. Nach deren Ende wurden Fahnen, Transparente und Plakate schnell zusammengerollt und entsorgt. Und dann hieß es auf ins nächste Wirtshaus, Kneipe, Biergarten oder hinaus ins Grüne. Dann begann für die Menschen in DDR der echte Mai-Feiertag.

Die letzte Mai-Demo

Die im Video gezeigte Mai-Demo in Berlin fand im Mai 1989 statt. Es war die letzte ihrer Art. Kaum ein halbes Jahres waren Honecker und schon Geschichte. Dann fiel die Mauer in Berlin und die DDR wurde von der Bundesrepublik praktisch über Nacht geschluckt.

Der 1. Mai ist heute ein freier Tag, an dem jeder machen kann, was er wirklich will. Nur arbeiten, tut man am Tag der Arbeit komischerweise nicht.

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