Eine ganze Branche stirbt langsam aus.

Früher war es zum Wochenende fast schon ein festes Ritual. Schnell am Freitagabend noch in die Videothek gefahren und dann den neuesten Blockbuster auf VHS Kassette oder ganz modern als DVD ausgeliehen. Schon war das Wochenende gerettet.

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Vorausgesetzt der gewünschte Film war gerade vorrätig. Bei besonders beliebten Filmen war das leider nicht immer der Fall, und wenn man nicht der Duzfreund des Videothek-Betreibers war, dann fand man sich ganz hinten in der Warteschlange wieder.

Daneben gab es noch zahlreiche weitere Dinge, die man früher aus Mangel an Alternativen einfach so hingenommen hat. Oftmals roch es in den Videotheken nicht besser als auf einem Bahnhofsklo. Da wurde geraucht, was die Lunge her gab und die Videokassetten und Cover stanken so massiv nach Zigarettenqualm, das selbst das heimische Wohnzimmer den Geruch ganz schnell annahm.

Und an die schmuddeligen extra abgetrennten Bereiche für die Erwachsenen-Filme, sprich Porno und Gewalt, wird sich wohl niemand gern zurück erinnern. Das leidige Zurückspulen der VHS Films, die penible Kontrolle bei der Rückgabe auf ebendieses Spulen und die oftmals überhöhten Preise, wenn man den Film über das komplette Wochenende ausleihen wollte, sorgten für weiteren Frust in der Videothek.

Online Verleih

Kein Wunder, dass die mit dem Einzug des Internets in die Haushalte sehr schnell aufkommenden Online-Verleiher großen Zulauf erhielten. Diese verschickten zunächst auch die gewünschten Filme als DVD oder ganz modern als Bluray Disc, doch der Kunde bekam seinen Wunschfilm ganz bequem nach Hause und die Preise ließen sich ebenfalls sehen.

Das war der erste Knacks für die alten Videotheken. Doch es sollte noch schlimmer kommen.

Mit dem immer mehr vorhandenen Internet-Breitbandanschlüssen wurde es auch möglich, Filme direkt über das Internet zu streamen. Eine DVD, Bluray oder gar VHS Kassette brauchte nun niemand mehr. Auch das Verschicken und Zurücksenden der Datenträger gehörte damit der Vergangenheit an.

Video-on-Demand Anbieter, wie Netflix, maxdome, videoload oder auch Amazon, mit seinem Amazon Prime Video Angebot*, beherrschen heute den Markt.
Statt ein paar hundert Filme, wie in der alten Videothek, können die Kunden hier aus über mehreren Tausend Filmen auswählen und sofort sehen.

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Einfach den gewünschten Film auswählen, die Gebühr bezahlen und sofort oder zeitversetzt ansehen. So geht Filmausleihen heute. Eine Videothek braucht deshalb eigentlich niemand mehr.

Das Sterben der Videothek

Die alten Videotheken sterben deshalb langsam aber sicher aus. Wie auch dieses Video anschaulich verdeutlicht:

Quelle: YouTube

Die Zahlen aus der Branche sind genauso deutlich wie gnadenlos:

  • Die Zahl der Videotheken sank von 900 in 2016 auf nur noch 600 in 2017.
    Im Jahr 2007 gab es noch 3.000 Videotheken.
  • Der Umsatz brach von 165 Mio. € in 2015 auf 84 Mio. € in 2017 ein.
  • Die Kundenanzahl brach von 4,8 Mio. in 2015 auf 2,6 Mio. in 2017 ein.
  • Die Vermietvorgänge gingen von 2015 bis 2017 um 50 % zurück, von 64 Mio. auf 31 Mio.

Und das Sterben ist noch nicht zu Ende. Experten gehen davon aus, dass in 10 Jahren keine einzige Videothek mehr am Markt vertreten sein wird.

Vielleicht wird es noch irgendwo eine kleine feine Videothek geben, die sich auf irgendwelche besonderen Filme spezialisiert hat, und nebenbei noch Zusatzleistungen wie Cafe oder Bar bietet. Das Angebot Videothek gehört in der Masse jedoch genauso deutlich der Vergangenheit an, wie einst die Pferdekutschen.

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