Der Dauerkanzler Helmut Kohl ist tot. Hier siehst du sein letztes Interview.

Am Freitag, den 16.06.2017 starb der Altkanzler Helmut Kohl in seinen Wohnhaus im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim. Er wurde 87 Jahre alt.

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Die nach dem ersten Verdauen dieser Meldung eintretende Trauerhysterie und die zum Teil unerträgliche Lobhudelei auf den „Kanzler der Einheit und großen Europäer“ ist in diesem Ausmaß wirklich einmalig. Offenbar befinden sich viele Redaktion der druckenden und sendenden Medien bereits im Sommermodus, so daß sie sich freudig auch jede Meldung stürzen wie der Hund auf den Knochen.

Der Dauer-Kanzler

Viele Deutsche mußten sich 1998, als Kohl von Gerhard Schröder (SPD) im Kanzleramt abgelöst wurde, tatsächlich erst einmal daran gewöhnen, daß die Worte Kanzler und Kohl von nun an nicht mehr untrennbar verbunden waren. 16 Jahre lang war Kohl Kanzler und viele Jahre davon hieß es deshalb fortwährend in Nachrichten: „Bonn: Kanzler Kohl hat…“

Das war nun vorbei und der „Kanzler der Einheit und der große Europäer“ Kohl tat alles dafür, genauso in die Geschichtsbücher einzugehen. Seine von ihm veröffentlichen „Erinnerungen*“ in drei Bänden sollten daran mitwirken.

Wer willen will, wie Kohl über viele Dinge wirklich dachte, der sollte einmal die umstrittenen Kohl-Protokolle lesen. Das ist Kohl ungeschminkt, nicht ohne Grund hat Kohl gegen dieses Buch lange Zeit prozessiert.

Der fehlerhafte Kohl

Doch das Bekanntwerden der CDU-Spendenaffäre und seine Weigerung, die Namen der Spender zu nennen, verwehrten ihm den ungehemmten Aufstieg in den Olymp. Die Menschen und die CDU wandten sich von Kohl ab. Eine Verehrung, wie sie Altkanzler Helmut Schmidt auch über seinen Tod hinaus noch immer genießt, blieb Kohl verwehrt.

Und diese Spendenaffäre und die Flick-Affäre Jahrzehnte zuvor waren nicht seine ersten und nicht seine größten Verfehlungen. In 16 Jahren Kanzlerschaft und über 25 Jahren CDU-Vorsitz hat Kohl einiges auf dem Kerbholz angesammelt. Unter einigen Dingen davon leidet Deutschland und dessen innere Einheit und nicht zuletzt auch Europa bis heute. Die Fehlkonstruktion des Euro geht zu einem großen Teil auf Helmut Kohl persönlich zurück.

Der wahre Helmut Kohl

Helmut Kohl war ein Machtmensch und regelte vieles mit dem Scheckbuch. Natürlich mit seinem eigenen Geld, sondern mit dem Geld des Steuerzahlers. Er verstand es wie kaum ein anderer, Freunde und Gegner geschickt gegeneinander auszuspielen und in den Hinterzimmern der Macht die Fäden zu ziehen und Deals auszuhandeln. Wer oder was Kohl dabei nicht in den Kram paßte, wurde plattgemacht.

Wie Helmut Kohl wirklich tickte, das kann man in seinem letzten großen Interview erleben, das er im März 2015 gab.

Auf dem YouTube Kanal von dbate kann man sich dieses Interview in 6 Teilen ansehen:

Quelle: YouTube

Helmut Kohl plaudert in diesem Interview immer wieder ein wenig aus dem Nähkästchen und mehr als einmal blitzt dabei hervor, wie der Machtmensch Kohl tickte und agierte. Und man kann erleben, wie Kohl allzu häufig die Schuld bei anderen sucht und sich selbst für den besten Politiker des Jahrhunderts hält.

Auch und gerade deshalb ist dieses Interview ein sehenswertes Zeitdokument der Geschichte. So manche der immer wieder verbreiteten Legenden werden dabei in ein anderes Licht gerückt.

Man soll ja über Verstorbene nicht Schlechtes mehr sagen. Das muß man aber auch gar nicht, das besorgt Helmut Kohl in seinem letzten großen Interview schon ganz allein.

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