Wie die Gruppe ONUKA allen die Show stahl.

Dieser Eurovision Song Contest (ESC) 2017 war in vielen Belangen außergewöhnlich. Natürlich nicht, was die Qualität vieler der dargebotenen Titel betraf und auch nicht, wenn man sie die eigentümliche Vergabe der Punkte und damit die fast schon planmäßige Platzierung Deutschlands weit hinten im Feld ansieht.

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Germany 6 Points

Der deutsche Beitrag, diesmal wurde die junge Sängerin Levina mit dem Song „Perfect Life“ verheizt, landete fast schon vorhersehbar am Ende des Feldes. Nur 6 Punkte standen am Ende auf dem Konto, das bedeutete den vorletzten Platz

Immerhin ein Platz besser als im Vorjahr. Doch betrachtet man den spanischen Beitrag, der das diesjährige Schlußlicht der Abstimmung bildete, sollte man sich darauf nichts einbilden. Spaniens Song war so dermaßen schlecht, daß man diesen getrost vernachlässigen kann, und Deutschland somit doch wieder auf dem letzten Platz der ernstzunehmenden Lieder gelandet ist.

Lag es am Lied, an der Sängerin, am Startplatz, am vermeintlichen Hass gegen Deutschland oder an der undurchsichtigen Punktevergabe? Man wird es wohl nie erfahren.

Deutschland hat nun die Wahl, einfach weiterzumachen oder hinzuschmeißen. Nach ersten Äußerungen der Verantwortlichen vom NDR hat man sich wohl für Plan A entschieden. Zurückziehen vom ESC will man sich nicht. Und groß etwas ändern, möchte man am liebsten auch nichts. Das nächste Desaster ist damit vorprogrammiert.

Der Zuschauer hat es nun in der Hand, durch nachlassendes Interesse an der ESC-Übertragung für Veränderungen zu sorgen. Sollte das Interesse am Songwettbewerb spürbar verebben, werden die Verantwortlichen aufwachen müssen. In diesem Punkt sind wir jedoch auf einem guten Weg, denn bereits in diesem Jahr ließ die Begeisterung für den ESC sowohl bei den Konsumenten als auch bei den Medien merklich nach.

Was war anders am ESC 2017?

Soweit zum deutschen Debakel. Doch was war nun anders am diesjährigen ESC? Zunächst einmal, und das ist eine erfreuliche Entwicklung, hat sich das Niveau spürbar nach oben entwickelt. Die meisten der im Finale dargebotenen Songs waren zumindest ohne größere Schmerzen zu ertragen. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.

Und am Ende gewann sogar ein Song, der nicht nur ganz eigen in der Komposition und der Art des Gesangs war, sondern auch explizit auf überschwengliche optische Effekte bei der Darbietung verzichtete. Der portugiesische Sänger Salvador Sobral verließ sich einzig auf das Lied, das seine Schwester geschrieben hatte, und seine Stimme. Kein Feuerwerk, keine Windmaschine, keine halbnackten Tänzerinnen.

Die heimlichen Stars des ESC 2017

Und noch etwas war ganz besonders am diesjährigen ESC. Nicht die Interpreten aus den einzelnen Ländern waren die eigentlichen Stars des Abends, vom berühmt-berüchtigten Promi-Stalker und Flitzer Vitalii Sediuk mal abgesehen, sondern ein Show-Act, der in der Abstimmungspause die Bühne betrat.

Während Europa den Sieger des ESC 2017 per Telefonvoting bestimmte, explodierte die ukrainische Elektro-Folk-Band ONUKA förmlich auf der Bühne in Kiew und fegte den Zuschauern den akustischen Schleim der zahlreichen Schlager und Schnulzen der vorangegangenen Stunden aus den Köpfen.

Hier ist das Video des Auftritts von ONUKA auf dem ESC 2017:


Quelle: YouTube

Das war wirklich der musikalisch beste und interessanteste Auftritt des ganzen Abends. Wow.

Hätten die Zuschauer für ONUKA anrufen dürfen, der Gewinner des Abends wäre ganz schnell und noch deutlicher zu ermitteln gewesen.

Leider ging das nicht. So blieb es beim Sieger Portugal und einem schalen Nachgeschmack.

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