Warum die Aufgabe der Privatsphäre mitunter ziemlich unangenehme Folgen hat, zeigt der Fall Tanzverbot.

Als YouTuber hat man heute nur eine Chance wahrgenommen zu werden, wenn man einen großen Teil seiner Privatsphäre aufgibt. Nur wenn man seine Zuschauer, die größtenteils auch Abonnenten oder neudeutsch Follower sind, die wiederum einen Großteil ihrer Freizeit mit dem Anschauen der YouTube-Videos verbringen, am eigenen Leben teilhaben läßt und nur wenn die Zuschauer das Gefühl bekommen, praktisch unmittelbar am Leben des YouTubers teilzunehmen oder zumindest ein intimen Einblick in dessen Leben erhalten, dann kann man diese Zuschauer an sich binden und die Schar der Follower stetig vergrößern.

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Privatsphäre

Tut man das nicht, dann geht man als YouTuber im schier grenzenlosen Meer der verfügbaren YouTube-Kanäle unweigerlich unter. Aufgabe der Privatsphäre gegen Zuwachs an Follower, das ist die einfache Rechnung, der sich jeder YouTuber stellen muß, will er auf YouTube Geld verdienen bzw überhaupt wahrgenommen werden.

Schattenseiten

Daß die Aufgabe der eigenen Privatsphäre bzw. großer Teile davon auch Schattenseiten hat, müssen viele YouTuber immer wieder am eigenen Leib erfahren. Meist als dummer Jungenstreich gedacht dringen Follower dabei weit über die Grenze des Erträglichen in das Privatleben der YouTuber vor.

Manchmal ist das gar nicht böse gemeint, beispielsweise wenn die „YouTube-Stars“ bei allen Auftritten in der Öffentlichkeit – und sei es nur beim Anstehen an der Kasse des Supermarktes – um Autogramme und gemeinsame Selfies angebettelt werden. Je mehr Follower jemand hat, desto schwieriger kann deshalb das normale Auftauchen in der Öffentlichkeit werden. In der Folge ziehen sich die YouTuber zunehmend zurück. Das kann sich bis zum totalen Abtauchen entwickeln. Ein heftiger Eingriff in die persönliche Freiheit des Einzelnen, die aber jeder „Star“ mit zunehmenden Erfolg zu ertragen hat.

Schlimmer als solche Autogramm- und Selfie-Jäger sind jedoch Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – versuchen ihrem „YouTube-Star“ Schaden zuzufügen. Das reicht von fingierten Bestellungen auf den Namen des YouTubers bis hin zum handfesten Stalking.

Tanzverbot

Diese verschärfte Form der Anerkennung mußte dieser Tage auch der YouTuber, der unter dem Künstlernamen Tanzverbot Videos auf die Videoplattform hochlädt, schmerzlich erfahren.

Tanzverbot polarisiert mit seinen Videos immer wieder stark und hat es wohl nicht zuletzt deshalb zu einer großen Anhängerschar gebracht. Über 430.000 Follower kann sein YouTube Kanal mittlerweile verzeichnen. Nicht schlecht.

Leider hat diese Popularität auch Schattenseiten. So wurde Tanzverbot jüngst Opfer einer Stalking-Attacke während er live auf YouTube streamte. In diesem Video erzählt er die ganze Story:

Quelle: YouTube

Während Tanzverbot also in einem Livestream sein Leben ins Netz stellte, veröffentlichten andere seine Wohnadresse und seine Handy Telefonnummer im Netz.

Die Folgen davon waren unzählige Bestellungen auf seinen Namen bei Imbissen. Essenslieferdiensten und Restaurants in der Nähe der privaten Wohnung von Tanzverbot, die allermeisten davon unbezahlt, und nächtliche Besuche von fremden Menschen an seiner Wohnadresse, die selbst nicht davor zurückschreckten, an seiner Wohnungstür zu klopfen. Durch den dabei entstehenden Lärm fühlten sich wiederum Nachbarn gestört und riefen die Polizei. Der Tumult nahm seinen Lauf.

Als Ergebnis der Nacht hat Tanzverbot nun Streß mit seinen Nachbarn, der Hausvermieter ist alarmiert, die fälschlichen Essenslieferungen haben wirtschaftlichen Schäden hinterlassen und die Polizei muß sich mit einer Anzeige beschäftigen.

In dem Video, das Tanzverbot als Reaktion auf die Vorkommnisse online gestellt hat (siehe oben), ist ganz klar seine tiefe Verunsicherung und zu Teilen auch pure Verzweiflung zu erkennen. Die Geister, die er rief, machen ihm nun nackte Angst.

Tanzverbot wird auf diesen Eingriff in seine Privatsphäre reagieren müssen. Eine neue Handy-Nummer und sehr wahrscheinlich auch eine neue Wohnung werden die unmittelbaren Folgen sein. Aber auch seine Art der Videos wird sich ändern müssen. Weniger intim und weniger vertrauensselig werden diese künftig sein müssen, will er sich nicht weiter angreifbar machen.

Fazit

Man soll sich immer vorher überlegen, was die Folgen sein können, wenn man etwas tut. Klar das ist leichter gesagt als getan, schließlich sind Erfahrungen das Einzige, was man nicht vererben kann. Doch der Fall Tanzverbot sollte allen YouTubern und solchen, die es werden wollen, eine Mahnung sein.

Es geht eben nicht nur darum, daß zukünftige Arbeitgeber sehen könne, was man so in der Freizeit treibt und von sich ins Netz stellt. Nein die Preisgabe von persönlichen Informationen kann immer auch negative Dinge aller Art auslösen, mitunter auch sehr gefährliche.

Der umfassende Schutz der Daten und die Wahrung der Privatsphäre sind das A & O der Demokratie und Freiheit. Der Fall Tanzverbot ist ein perfektes Beispiel dafür, daß der Spruch „Wer nichts zu verbergen hat…“ der größte Blödsinn der digitalen Welt ist.

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Ein Gedanke zu „Tanzverbot oder die Schattenseiten der YouTube-Stars“

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